1. Zielsetzung des hydraulischen Abgleichs
Der hydraulische Abgleich dient dazu, eine gleichmäßige Verteilung der Heizwärme in allen Heizkörpern eines Gebäudes sicherzustellen und die Heizungsanlage auf den tatsächlichen Bedarf der Räume anzupassen. Ziel ist es, den Energieverbrauch zu optimieren, die Effizienz der Heizungsanlage zu steigern, den Komfort zu erhöhen und Betriebsstörungen zu vermeiden. Der hydraulische Abgleich erfolgt nach dem Verfahren B (vereinfachtes Verfahren) gemäß der VDI-Richtlinie 6030 und wird durch die Ausfüllung der VDZ-Formulare dokumentiert.
2. Leistungsumfang der Berechnung des hydraulischen Abgleichs nach Verfahren B
2.1. Vorbereitende Maßnahmen und Erhebung der Gebäude- und Anlagendaten
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Erhebung der Gebäudedaten:
- Bestandsaufnahme des Gebäudes (Wohngebäude oder Nichtwohngebäude).
- Erfassung der Heizflächen (Heizkörper oder Fußbodenheizung) in allen relevanten Räumen.
- Ermittlung der Raumgrößen und der Nutzung der einzelnen Räume (z.B. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Büros, Lagerräume, Flure).
- Festlegung der gewünschten Raumtemperaturen für die einzelnen Heizkreise.
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Erfassung der Heizungsanlage:
- Daten zur Heizungsanlage (Heizkessel, Wärmepumpe, Fernwärme, etc.), einschließlich der Vorlauftemperaturen, Rücklauftemperaturen und der Art der Regelung.
- Untersuchung der vorhandenen Heizkörperventile und deren Einstellungen.
- Feststellung des Pumpentyps und der Einstellung (Durchflussmengen und Regelung).
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Berechnung des Wärmebedarfs der einzelnen Räume:
- Durchführung einer Heizlastberechnung für die einzelnen Räume (ggf. nach DIN 12831 oder basierend auf den ermittelten Heizflächen).
- Identifikation von Wärmeverlusten und Bestimmung des erforderlichen Wärmebedarfs für die einzelnen Räume.
2.2. Durchführung des hydraulischen Abgleichs nach Verfahren B
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Berechnung der benötigten Durchflussmengen:
- Berechnung der erforderlichen Durchflussmengen für die Heizkreise basierend auf den ermittelten Wärmebedarfen der Räume. Dabei wird das Verfahren B angewandt, welches auf den Heizkörpern bzw. Heizkreisen basiert und die Berechnung vereinfacht.
- Berücksichtigung der vorliegenden Anlagentechnik und der Heizkreislängen. Die Berechnung erfolgt unter der Annahme, dass der Druckverlust in den Rohrleitungen sowie an den Heizkörperventilen gleichmäßig verteilt werden kann.
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Einstellung der Durchflussmengen:
- Ermittlung der notwendigen Einstellwerte für die Thermostatventile bzw. die Heizkörperventile, um die Durchflussmengen korrekt zu steuern. Dabei wird auf das richtige Verhältnis zwischen Vorlauftemperatur und Rücklauftemperatur geachtet, um eine gleichmäßige Wärmeverteilung zu gewährleisten.
- Festlegung der voreinstellbaren Werte an den Thermostatventilen, um die benötigten Heizwärmemengen korrekt zuzuführen.
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Berücksichtigung von Sonderfällen:
- Bei Nichtwohngebäuden können besondere Anforderungen erforderlich sein (z.B. unterschiedliche Nutzungseffizienz, unterschiedliche Betriebszeiten und Raumbelegungen).
- Besondere Rücksichtnahme auf hohe Räume (z.B. Hallen, große Büroflächen) oder spezielle Heizsysteme (z.B. Fußbodenheizung, Deckenstrahlplatten).
2.3. Erstellung der VDZ-Formulare und Dokumentation
- Ausfüllung der VDZ-Formulare:
- Dokumentation der Berechnungen und Ergebnisse in den VDZ-Formularen gemäß den Vorgaben des Verbandes Deutscher Heizungsbau (VDZ). Die Formulare enthalten:
- Ermittlung der Heizlasten und der jeweiligen Durchflussmengen.
- Einstellung der Heizkörperventile.
- Aufstellung der Systemparameter (z.B. Heizkesselleistung, Volumenstrom der Heizungsanlage, etc.).
- Berechnung der Pumpenleistung und die erforderlichen Volmenströme.
- Dokumentation der Berechnungen und Ergebnisse in den VDZ-Formularen gemäß den Vorgaben des Verbandes Deutscher Heizungsbau (VDZ). Die Formulare enthalten:
- Zusammenfassung der Berechnungsergebnisse:
- Detaillierte Aufstellung der berechneten Werte (Durchflussmengen, Vorlauftemperaturen, Rücklauftemperaturen) für jeden Heizkreis und Raum.
- Dokumentation der eingestellten Werte für die Heizkörperventile und gegebenenfalls der Anpassungen an der Heizungsanlage.
- Darstellung der Ausgangswerte und der optimalen Einstellung der Heizkreise für das gesamte Gebäude.
2.4. Abstimmung der Vorgaben mit einem Fachunternehmen (optional)
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Überprüfung der Berechnung:
- Kontrolle der berechneten Werte mit dem Fachunternehmen
- Sicherstellung, dass die Heizungsanlage nach dem hydraulischen Abgleich effizient arbeitet und keine Störungen in der Wärmeverteilung auftreten.
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Prüfung der Druckverluste und der Anlagentechnik:
- Überprüfung, ob die Druckverluste im gesamten System im akzeptablen Bereich liegen und ob die Heizungsanlage optimal eingestellt ist, um Energieverluste zu vermeiden.
2.5. Nachbereitung und Beratung (optional)
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Beratung zur Umsetzung der Einstellungen:
- Unterstützung bei der praktischen Umsetzung der berechneten Durchflussmengen und der richtigen Einstellung der Thermostatventile.
- Besondere Empfehlungen für die Nachjustierung der Heizungsanlage, insbesondere bei bestehenden Anlagen oder bei sehr großen Nichtwohngebäuden.
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Überprüfung der Funktionalität nach dem Abgleich (optional):
- Nach Durchführung des Abgleichs wird eine Funktionalitätsprüfung der Heizungsanlage angeboten, um sicherzustellen, dass die berechneten Einstellungen korrekt implementiert wurden und die Heizkörper gleichmäßig temperiert werden.
3. Besondere Anforderungen an den hydraulischen Abgleich für Nichtwohngebäude
Für Nichtwohngebäude wie Bürogebäude, Schulen, Krankenhäuser oder Industriegebäude sind erweiterte Anforderungen zu berücksichtigen:
- Unterschiedliche Raumgrößen und Nutzung: In größeren Bürogebäuden oder Produktionsstätten kann die Ermittlung des Wärmebedarfs je Raum variieren, abhängig von der Nutzung (z.B. unterschiedliche Belegungsdichte, spezifische Wärmequellen wie Maschinen, etc.).
- Besondere Betriebszeiten und -anforderungen: Anpassung der Berechnungen an besondere Betriebsbedingungen (z.B. intermittierender Betrieb, Nachtbetrieb, ständige Anwesenheit von Maschinen oder spezieller Heizbedarf).
- Verwendung von speziellen Heizsystemen: In Nichtwohngebäuden kommen oft größere Heizsysteme wie Fußbodenheizung, Strahlplattenheizung oder Kühlheizsysteme zum Einsatz, deren hydraulischer Abgleich zusätzliche Berechnungen und Berücksichtigungen erfordert.
4. Zielgruppen
- Wohngebäude: Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, denkmalgeschützte Gebäude.
- Nichtwohngebäude: Bürogebäude, Schulen, Krankenhäuser, Hotels, Gewerbeimmobilien, Industriegebäude.